Immer neue und bessere Produkte ermöglichen es heute auch Hobbysportlern wirklich umfangreiche Daten über ihr Training zu erfassen. Wer hat denn z.B. vor etwa 10 Jahren sein Training wirklich immer exakt vermessen können? Und wenn dann lief das nicht per GPS sondern über ausgemessene Referenzstrecken. Wenn es sein musste, ging man halt einfach auf „die Bahn“. Heute hat eh fast jeder ein Smartphone und wenn nicht, gibt es sehr erschwingliche GPS-Uhren. Es ist ein Kinderspiel die exakt gelaufenen Distanzen zu messen. Dies wird meist zumindest noch durch die Pulsmessung ergänzt.
Damit muss es noch lange nicht aufhören: Neue Geräten ermöglichen es ebenso die Schrittfrequenz oder die „Auf-und-Ab-Bewegung“ zu ermitteln. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf den Laufstil ziehen. Dieser lässt sich dann auch messen und optimieren. Dazu kommen ausgefeilte Funktionsklamotten – gerne mit Kompression – sowie Rucksäcke oder Wassergurte. Musik oder zum Laufen passende Hörspiele hören? Klar, warum nicht, einen Player hat man vermutlich schon, aber ein paar Kopfhörer, welche zum Laufen taugen sind hier schon empfehlenswert.
Man kann das Spielchen sicher noch weiter treiben, aber klar ist: Da kommt eine Menge zusammen, oder?
Segen oder Fluch?

Werden wir laufende Cyborgs?
(Foto Âtin)
Alle diese Produkte schaffen durchaus eine Menge Möglichkeiten und haben sicherlich unzähligen Läufer geholfen ihre Ziele zu erreichen. Man kann damit in der Tat eine tolle Kontrolle über sein Training erhalten und zwar mit ziemlich geringem, zeitlichen Aufwand. So manches macht das Laufen auch angenehmer oder motiviert. Gerade wenn man ein neues „Spielzeug“ hat, will man das doch auch ausführen, oder? Ein tolles Beispiel wären auch meine geliebten Vibram Fivefingers, die Teile machen mir wirklich noch immer großen Spaß und tragen zur Motivation bei. Ein weiteres Beispiel für die Nützlichkeit ist das Intervalltraining: Ich finde super, wie einfach ich das mit elektronischer Hilfe kontrollieren kann.
Das ganze Zeug kann aber auch Ärger bereiten. Vielleicht funktioniert die Software zur GPS-Uhr (mal wieder) nicht, oder irgend etwas ist kaputt gegangen. Eine meiner Lieblingsbeispiele: Man hat einen tollen Lauf hinter sich, meint alles lief richtig gut und ist glücklich. Wieder zuhause angekommen: Smartphone aus der Tasche holen um die Aufzeichnung zu stoppen. Doch, Moment, was soll das? Smartphone abgestürzt, Lauf nicht aufgezeichnet. Eben noch happy über den Lauf stellt sich jetzt Frust ein.
Und Geld kostet das ganze Zeug dann ja auch noch! Sind wir zu abhängig von dem ganzen Schnickschnack und „Opfer“ der riesigen Sportindustrie, die uns mit immer neuen Produkten nur ködern will?
Läuft es sich besser ohne die ganze Technik?
Die Idee auf den ganzen Technikkram zu verzichten finde ich ehrlich gesagt immer attraktiver. Für mein wichtigstes, persönliches Ziel als Läufer, einen 100km Ultra zu laufen geht es jedoch nicht ohne ein gutes, strukturiertes Training. Brauche ich dafür die ganzen Aufzeichnungen und andere Produkte? Es stellt sich bei mir schon ein gewisses Unbehagen ein, wenn ich mir vorstelle darauf zu verzichten. Andererseits, wäre es vermutlich in der Tat ausreichend eine ungefähre Vorstellung von meinen zurückgelegten Distanzen und Zeiten zu haben. Da ich häufig immer die gleichen Strecken laufe ließe sich das bestimmt recht verlässlich abschätzen.
Ich bewundere Läufer wie Anton Krupicka, die mit einem minimalistischen Ansatz fantastische Leistungen erreichen. Wunderbar finde ich dies in dem Film „Indulgence“ verkörpert: Kein Bullshit, nur Laufgenuss.
Wie stehst Du dazu? Bist Du minimalistisch unterwegs oder Technik-Freak? Hast Du auch manchmal das Gefühl von all den Produkten überschwemmt und übersättigt zu werden?
Bin gespannt, wie Du darüber denkst.
Nils
Tja was ist das wichtigste…….das Laufen egal wie schnell oder wie gemessen. Es gelten immer die selben Parameter die da lauten Weg mal Zeit. Dazu reicht ne Uhr mit Sekundenzeiger im Minimum und eine Karte. Es ist natürlich wesentlich bequemer, wenn man das Rundrumsorglos Paket mit Uhr, Puls, Strecke, Motivation, Geschwindigkeit, Ghostrunner und Runtasticunterstützung hat. Aber laufen muss jeder alleine. Und es tut gut einfach mal ohne Schnick und Schnack zu laufen, die Zeit zu messen und am ENde sehen, was raus kam!
„Tja was ist das wichtigste…….das Laufen“
Ganz genau! Und für die Ziele vieler Hobbyläufer, wie einen Halbmarathon zu schaffen oder auch einen Marathon auf unter 4:00 oder gar 3:30 zu verbessern, ist meines Erachtens sehr gut ohne viel Technik ohne weiteres machbar.
Wer es mag, will uns sich leisten kann: Nur zu und viel Spaß damit, ganz ehrlich! „Nötig“ ist es aber sicherlich nicht.
Und wie Du sagst: Ich glaube auch, dass es manchmal einfach gut tut „ohne“ zu laufen. :)
Gruß
Nils
Das kann doch jeder machen, wie er möchte? Wer die ständige Aufzeichnung und die Statistiken liebt, der nutzt es. Wer es ohne erleben möchte, kann auch das tun. Daran ist aber in meinen Augen nichts revolutionär – und am Hightech-Überfluss ist auch nichts verwerflich.
Ich nutze die Uhr und zeichne alles auf, was sie mir liefern kann. Die Schrittfrequenz, die in meinem Fall noch nur mit zusätzlichem Sensor möglich ist, zeichne ich ab und zu mal auf, falls es mich gerade mal wieder interessiert.
Oh ja @ Hannes. Ich bitte sogar ausdrücklich darum, dass dies jeder macht wie er möchte! ;)
Aber ich glaube es schadet keineswegs dazu anzuregen, mal zu reflektieren, warum man so manches kauft und mit sich rumschleppt (oder im Schrank vermotten lässt). Oder nicht?
Ich liebe das ganze Technik- und Ausstattungsgeraffel. Es gibt aber auch nichts größeres, als wenn es im Sommer heisst Shorts, Shirt, Schuhe an und los. Ein Widerspruch? Laissez faire und alles zu seiner Zeit.
Fair enough! :)
Als ich mit Laufen angefangen habe, war es für mich wichtig. Die Zahlen und Zeiten waren Anhaltspunkt und Wegweiser zugleich.
Mit den Jahren braucht Mann / Frau das weniger. Ich laufe zwar meist mit einer GPS-Pulsuhr, aber auswerten muss ich momentan gar nichts.
Gruss – du kennst mich ja schon von lauftipps.ch her (Jahresplanung) – Christian