In meinem Test der Knitido Marathon TS Zehensocken verwies ich bereits darauf, dass ich Informationen einholen wollte, wie bei Knitido produziert wird. Insbesondere ob dort nachhaltig und sozialverträglich produziert wird. Inzwischen habe ich Antwort von Carsten Hankel von Knitido Europe erhalten. Zunächst einmal wurde ich sehr freundlich darauf hingewiesen, dass meine Anfrage ernst genommen wird und man um eine korrekte Antwort bemüht sei:

Ich hoffe, ich darf auf Ihre Geduld hoffen, da wir wirklich - nicht nur Deutschland, sondern auch in Japan, eine - verglichen mit Puma oder auch nur Vivobarefoot - geradezu winzige Firma sind, Ich möchte Ihnen gerne eine ernsthafte Auskunft erteilen und das geht nicht zwischen Tür und Angel.

Sehr sympathisch! Eine kleine Firma ist Knitido also? Das macht es bestimmt nicht einfacher, unter guten Bedingungen zu produzieren und dennoch am Markt bleiben zu können, oder? Eine Folge davon ist, dass Knitido für die soziale und ökologische Nachhaltigkeit keine Zertifikate vorweisen kann, diese seien zu teuer für ein Unternehmen mit etwa 60 Mitarbeitern in Japan und 6 Mitarbeitern in Europa:

Einen unternehmensinternen Nachhaltigkeitsbericht, den große Konzerne oder Unternehmen der Green Economy oftmals vorweisen können, kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt leider nicht anbieten. Dazu ist das Unternehmen noch zu klein und solche Berichte, wenn sie dann was taugen sollen, müssen von externen Gutachtern durchgeführt werden und sind, für KMUs, mit verhältnismäßig hohen Kosten verbunden.

Soziale Nachhaltigkeit bei Knitido

Bezüglich der sozialen Arbeitsbedingungen bei Knitido wurde getrennt auf die japanische Mutterfirma und die europäische Tochterfirma eingegangen. Produziert wird nur in Japan. In Japan sei man darauf bedacht faire Arbeitsbedingungen zu schaffen und auf Niedriglöhne zu verzichten, auch weil die Erfahrung der Mitarbeiter aufgrund der handwerklichen Anforderungen wichtig sei:

Vorort in Japan achtet die Knitido Geschäftsführung darauf, faire Arbeitsbedingungen für die Angestellten zu schaffen. Dabei wird auf Dumping-Löhne oder Zeitarbeitsfirmen als Subunternehmer verzichtet. Unser Ziel ist es, möglichst konstant eine hohe Produktqualität unsere Zehensocken zu garantieren. Dazu benötigt es vor allem Erfahrung. Und die bekommt man nur, wenn Mitarbeiter gerne bei uns arbeiten. fair behandelt und entlohnt werden.

Die Bedingungen der europäischen Tochter werden folgendermaßen dargestellt:

Das Gleiche gilt für die Knitido Europe GmbH. Nur dass wir hier in Europa lediglich 4 Festangestellte und 2 studentische Aushilfen beschäftigen. Auch hier achten wir auf zufriedene Mitarbeiter, die wir durch faire Arbeitsbedingungen, fairer Vergütung und unbefristeter Arbeitsverhältnisse binden wollen. Denn alles andere, wäre aus unternehmerischer Perspektive kurzfristig gedacht und würde uns keinen nachhaltigen, im Sinne von langfristigen, Erfolg bescheren. Unser Ziel ist organisches Wachstum mit unseren Mitarbeitern.

Ökologische Nachhaltigkeit bei Knitido

Auch auf die ökologischen Aspekte der Produktion ihrer Zehensocken ging Carsten Hankel ein. Hier gilt auch wieder, dass aus Kostengründen keine Zertifikate auf breiter Basis vorliegen:

Nachhaltigkeits-Zertifikate im Textil-Sektor, wie z.B. Blue Ribbon, sind für KMUs ebenfalls mit verhältnismäßig hohen Kosten verbunden und lohnen sich nicht für unser Unternehmen, das im kleinen Rahmen einkauft und produziert.

Vorweisen lässt sich allerdings die zertifizierte Herkunft aus 100% ökologischem Anbau der Materialien für die “Knitido Naturals Organics” Zehensocken. Alle anderen Garne stammen aus Japan:

Für alle weitern Produkte kaufen wir die Garne in Japan ein, oder lassen sie selbst Vorort von lokalen Garn-Produzenten für unsere Zwecke anfertigen.

Mein Fazit über die Angaben von Knitido

Ich denke meine Anfrage wurde so gut wie möglich beantwortet. Zwischen der ersten und der folgenden Antwort, lagen 8 Tage. In der Zeit hätte die Sache schnell unter den Tisch fallen können, hätte man die Anfrage nicht ernst genommen. Das ist doch schon mal positiv, da man um Transparenz bemüht zu sein scheint und die Emails ebenso freundlich ausfielen.

Zertifikate liegen im Wesentlichen also nicht vor. Über die ökologische Nachhaltigkeit geht für mich aus der Antwort relativ wenig hervor. Positiv ist, dass die Garne in Japan bzw. lokal bezogen werden. Idealerweise hielte dies schon mal die Transportwege kurz. Allerdings heißt “Garne in Japan kaufen” nicht unbedingt, dass diese nicht zuvor um die halbe Welt geschifft wurden.

Was die sozialen Arbeitsbedingungen angeht, wird darauf verwiesen, dass man um langfristige Arbeitsverhältnisse mit erfahrenen Mitarbeitern bemüht sei. Außerdem wird ausschließlich in Japan produziert. Auch ohne Zertifikate scheint mir hier recht plausibel, dass unter vernünftigen Bedingungen produziert wird, die einem modernen Sozialstaat gerecht werden.

Das Ergebnis fällt nicht überwältigend oder gar spektakulär aus. Aus den Antworten ist für mich nicht ersichtlich, dass der Nachhaltigkeit ein sehr großer Stellenwert bemessen wird. Selbst wenn keine Zertifikate vorliegen, könnte man vielleicht doch auf Projekte oder Referenzen eingehen, wenn man sich aktiv um Nachhaltigkeit bemühte. Auf der anderen Seite sollte man aber auch die Größe der Firma nicht außer Acht lassen: Zehensocken sind sicherlich eine Nische im Textilmarkt und die Umsätze erlauben es sicherlich nicht aufwändige Kampagnen zu fahren, wie die Riesen der Textilbranche es tun - mit fragwürdigen Inhalten, die wohl in erster Linie dem Marketing dienen dürften.

Selbst wenn Nachhaltigkeit bei Knitido Zehensocken kein zentraler Fokus ist und die Größe der Firma verhindert, dass teure Zertifikate erstellt werden können, so habe ich dennoch ein ausreichend ruhiges Gewissen, diese Zehensocken zu kaufen. Dies gründet sich für mich vor allem auf die Produktion in Japan. Dies mag keine Garantie für traumhafte Arbeitsbedingungen sein, ebenso wenig wie im Rest der Welt, sollte aber eine zumindest sozial vertretbare Produktion gewährleisten.

Abschließend sei nochmals auf meinen Test der Marathon Zehensocken hingewiesen, die Socken sind nämlich spitze! Auch habe ich früher bereits über Hersteller und Zertifikate nachhaltiger Produkte berichtet.

Nils