“Ich laufe, also bin ich.” (Foto: Premnath Thirumalaisamy
Wow, ist das schon lange her: Im Dezember direkt vor Weihnachten habe ich bereits über meine Knieprobleme geschrieben. So wirklich in den Griff bekommen habe ich das danach nicht. Auch Arztbesuche waren wenig hilfreich. Viel mehr als “Entzündung als Folge einer Überlastung” habe ich dort nicht erfahren. Die Elektro-Physiotherapie half gegen den Schmerz in Ruhe, aber Laufen konnte ich dennoch nicht.
Nach einigem Hin und Her hatte ich mich dann vor etwa 4 Wochen entschieden, das sowieso schon vollkommen heruntergefahrene Training komplett einzustellen: Laufverbot! ;(
Der positive Nebeneffekt war, dass ich so endlich meine Doktorarbeit fertig stellen konnte. Nagut, das ist ein wenig übertrieben, aber ein wenig hat es dem Zeitmanagement natürlich schon geholfen. Die Arbeit ist jetzt im Sack und eingereicht, war mir zu deutlich gesteigertem Freizeitumfang verhilft. Mein Wunsch ist natürlich davon bald möglichst viel laufend zu verbringen.
Weiter geht’s!
Gestern habe ich also nach der vierwöchigen Pause wieder angefangen zu Laufen. Das Knie hat sich noch nicht gemeldet, aber für eine Entwarnung ist es nach diesen ersten 5km noch zu früh denke ich. Mal schauen ob das Knie in ein paar Wochen bei 10, 20 und irgendwann wieder 40km auch noch mit Spaß an der Sache dabei sein wird.
Die ganze Aktion und der Ausfall des Laufens hat mir aber auch zu denken gegeben: Ich habe mich nie als Wettkampfsportler betrachtet. Dass ich engagierte Ziele habe war mir klar und das hat ja zum Beispiel beim Marathondebüt unter 4h auch gut geklappt. Weil alles so problemlos und wunderbar lieft schien auch der erste Ultramarathon in greifbarer Nähe, aber dann kam plötzlich die Knieverletzung dazwischen.
Aber warum mache ich das eigentlich? Das Anstreben solcher Ziele ist eine wunderbare Erfahrung, für mich sogar wertvoller als das tatsächliche Erreichen eines Ziels. Aber der entscheidende Aspekt ist wirklich, dass ich das Laufen liebe. Das klingt vermutlich trivial, aber es ist wirklich die Tätigkeit des Laufens selbst, insbesondere dann, wenn man frei von Zielen und Wettkampfdruck einfach mit Genuss und Spaß läuft.
Das ist es sogar, was mich ursprünglich zu diesem Blog motivierte: Die Effekte des Laufens! Vermutlich kennt jeder Läufer und die meisten anderen Sportler das erfrischende und belebende Gefühl des Sports. Das berühmte Runners-High hat es sogar zu richtigem Ruhm gebracht.
Blick in die Zukunft
Ich hoffe also, dass ich aus der Verletzung endlich eine wichtige und gute Lektion ziehen kann: Ich sollte zum Vergnügen laufen und nachhaltig laufen. Schon zu oft habe ich den längerfristigen Genuss einem Ziel geopfert. Fast immer habe ich das Ziel erreicht, aber so manches Mal im Nachhinein den eigentlichen Preis dafür zahlen müssen. Jetzt möchte ich es ruhiger angehen lassen. Statt den kurz- oder mittelfristigen Erfolgen soll der fortwährende und anhaltende Genuss des Laufens in meinem Fokus stehen.
Heißt das, dass ich nicht mehr danach strebe Ultras zu laufen? Keineswegs! Mich fasziniert diese Distanz nach wie vor. Insbesondere möchte ich erfahren ob und wie ich diese Distanzen vernünftig und gesund bewältigen kann. Sind wir Menschen dafür gemacht? Bin ich dafür gemacht? Falls ja, so spricht doch nichts dagegen und das möchte ich herausfinden. Wann das passiert? In 2015? Vielleicht, vielleicht auch nicht!
Vor mir liegt jetzt “von 0 auf 100”.
Da sollten doch viele, viele schöne Laufstunden bei rumkommen, oder? :)
Nils